Wie im letzten Eintrag versprochen kommen hier noch Fotos von Sapporos Yuki Matsuri (Schnee Fest). Da die 1.6 Millionen Einwohnerstadt Sapporo verhältnismäßig jung ist, der erste Siedlungsbau begann erst im Jahr 1866 – wohingegen die ersten Siedlungen Kyotos oder von Nara bis ins 6. bzw. 7. Jahrhundert zurückreichen – kann die Stadt natürlich keine Touristen mit nicht existierenden historischen Tempeln oder Schreinen anlocken. Im Winter 1950 machte sich eine Studentengruppe daran Schneeskulpturen im Ōdōri-Park zu errichten. Dies entwickelte sich zu einer alljährlichen Veranstaltung und 1955 schloss sich sogar die japanische Armee dem Unterfangen an und so entwickelte es sich zu einem stetig wachsendem Fest das auch von der Stadt als Touristenmagnet entdeckt wurde. Heute ist das Yuki Matsuri eines der größten internationalen Feste seiner Art und zieht jährlich bis zu zweimillionen Touristen an.
Als ich von Tokio in Sapporo ankomme (dieses mal nicht mit dem Fahrrad, sondern mit dem Flugzeug) ruft jemand am Hauptbahnhof: „Simon, Simon!! Bist du es wirklich?“ Gaku, mein Gastgeber vom 200 km entfernten Hakodate ist auch hier. Ich scheine solche Situationen wohl zu provozieren, da sich so etwas ähnliches bereits in Tokio zwei mal zugetragen hat als ich die Stadt für jeweils nur einen Tag besucht hatte. Gaku und ich vereinbaren das Yuki Matsuri am nächsten Tag gemeinsam zu erkunden.
Es gibt zwei große Straßen. Eine mit Eisskulpturen (Susukino) die andere wartet mit riesigen Schnee- und Eisgebäuden auf (Ōdōri-Park) welche kristallklare Eisschlösser, historische Häuser nachempfinden oder Schneeskulpturen. Abgerundet durch ein großes Aufgebot an Merchandising-, Essens- und Andenkenstände.
Yuki Matsuri lässt sich sowohl tags als auch nachts wunderbar erkunden. Um sich einen guten Überblick über das Festgelände zu verschaffen empfehle ich eine Erkundung bei Tag. Aber Sapporos Nachtleben und insbesondere die mit Farbwechsler beleuchteten Schnee- und Eisgebäude sind atemberaubend. Während des gesamten Tages gibt es überall in der Stadt Veranstaltungen. Eine riesige, mit Schnee bedeckte, Schanze ist auf der größten Straße der Stadt aufgebaut auf der Trickskier, und -Snowboarder halsbrecherische Sprünge darbieten. Nachts wird die Schanze unter anderem als Projektionsfläche genutzt. Musikgruppen spielen vor einem beleuchteten Eisschloss. Die Hauswand eines Schneegebäudes wird als große Projektionsfläche genutzt um darauf einen Animationsfilm zu präsentieren, Studenten der Sapporoer Universität nehmen an einem Musikwettbewerb teil und spielen ihre ganz eigenen Kompositionen zum Lichtspiel eines Eisschlosses…
Sapporo hat unter anderem München als Partnerstadt. Neben einem großen Maibaum, der von München finanziert worden ist, entdecke ich auch Werbeposter der Olympischen Sommerspiele von 1972 die in München abgehalten wurden, und Sapporo trug im selben Jahr die Olympischen Winterspiele aus. Damals wurden die Olympischen Sommer- und Winterspiele noch im selben Jahr ausgetragen. Das olympische Komitee änderte diese Regel 1992. Seit 1994 wechseln sich die Olympischen Winter- und Sommerspiele in einem Zweijahresrhythmus ab. Sapporo und München haben noch eine weitere Gemeinsamkeit: Bier. München ist für seine Biermarken Paulaner, Hacker-Pschorr, Hofbräu, Augustiner, Löwenbräu oder Spaten berühmt wohingegen Sapporo Sapporo hat. 1876 von Seibei Nakagawa gegründet, ein in der Berliner Tivoli-Brauerei ausgebildeter Braumeister.
Der Zutritt zu allen Festgeländen ist eintrittsfrei. Selbst die großen Schneerutschen sind kostenlos. Aber Fahrgeschäfte wie Schneerafting oder Fototermine kosten natürlich.
Um sich nach solch einem kalten Tag aufzuwärmen geht man am besten in ein Onsen (Thermalquellenbad), oder in ein Yaki-Niku-restaurant (Koreanisches Grillrestaurant). Für diejenigen, die sich darunter überhaupt nichts vorstellen können, habe ich hier noch ein paar Foto veröffentlicht.
Es geht weiter nach Furano – Hokkaidos größtes Skigebiet, in dem man keine einzige Schneekanone finden wird! Der Schnee ist fantastisch! Das Gebiet bietet eine Vielzahl von Pisten. Gediegene Pulverschnee-, perfekt präparierte, knifflige Buckelpisten, schmale, malerische Waldkurse und auch einfache weitläufige Pisten – Hammer! Trotzdem, gemessen an französischen, schweizerischen, österreichischen oder italienischen Gebieten ist das gesamte Skigebiet klein. Dafür würde ich aber sagen, dass es eines der Skigebiete mit dem besten Schnee ist, den ich bisher in meinem Leben gehabt habe. (Vielleicht auch) wegen der demographischen Entwicklung Japans gibt es keine langen Schlagen an den Seilbahnen. Nur an Sonntagen kann es vorkommen, dass man an einigen Lifts fünf bis maximal zehn Minuten anstehen muss. Diese Regel lässt sich auf beinahe alle Skigebiete Japans übertragen. Egal, ob es sich um die Gebiete rund um Nagano, in Niseko oder Furano handelt.
Doch auch in der wärmeren Zeit des Jahres ist Furano einen Ausflug wert. Es gibt eine blühende Blumen- und Agrarwirtschaft in dieser Gegend. Insbesondere ist Furano für seine ausgedehnten Lavendelfelder bekannt, folglich bieten die Andenkenläden eine große Auswahl an Lavendelprodukten. Von reinem getrockneten Lavendelkräutern über Lavendelseifen, -schampoos, -lotions… Eine weitere berühmte Marke Hokkaidos ist Royce’ Schokolade. Selbst Furano hat ein Geschäft der Luxusmarke. Teuer aber lecker. Sollte man probiert haben!
Besonderen Dank an: Heide Engelstädter, Hubertus Neidhart vom Deutschen Webspace Provider Network für den exzellenten Service; Lilith Pendzich;
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