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Nov 18 2012

Geht ab wie die Post

Hirosakis Schloss

Hirosakis Schloss

Es geht weiter nach Hirosaki, Japans Apfelhauptstadt. Bereits vor über drei Wochen hat meine Mutter ein Paket aus Deutschland an meine Gastgeber hier geschickt. Medizinische Hilfsmittel, meine neue Kreditkarte, am wichtigsten sind aber deutsche Süßigkeiten, die ich dringend benötige. Bei meiner Ankunft ist das Paket immer noch nicht angekommen. Ich habe noch drei Tage in Hirosaki, bevor ich weiter nach Aomori ziehe, meiner letzten Stadt auf Japans Hauptinsel Honshu. Meine Gastgeber Tori and Kyle sind U.S. Amerikaner, beide Englischlehrer. Nach meinem dreitägigen Aufenthalt ist das Paket immer noch nicht angekommen. Es hilft alles nichts. Ich muss ohne das Paket weiterziehen, da es bereits die ersten Meldungen über Schnee auf Hokkaido gibt und mir somit nicht mehr viel Zeit bleibt meine Tour sicher zu beenden. Das wird für mich jetzt aber zu einem richtigen Problem, da ich ohne das Paket nicht lange überleben kann. Einerseits muss ich es vor Wintereinbruch nach Sapporo schaffen. Aber das ist fast unmöglich – ohne deutsche Gummibären. Ich schaffe das einfach nicht!

 

An einem sonnig warmen Herbsttag geht es weiter zur Hafenstadt Aomori. Die süß duftende Herbstlandschaft lässt mich  meinen Hunger nach Süßigkeiten vergessen. Zumindest für einen weiteren Tag.

Auf dem Weg nach AomoriTed, in Aomori ist mein erster U.S. Amerikanischer Gastgeber, der Mandarin und Japanisch als Fremdsprache beherrscht. Er hat bereits einige Jahre in China gelebt. Natürlich unterrichtet auch er hier Englisch. Er nimmt mich zu einem kleinen Restaurant, stellt mich seinen Freunden vor: „Er kommt aus Otsuchi.“

„Otsuchi?“, frage ich, “das Otsuchi an der Ostküste im Tsunamigebiet?“

„Du kennst es? Ja!“, antwortet Teds Freund überrascht.

Ich erzähle ihm, dass ich für den Midori Kindergarten dort Spenden sammle und es stellt sich heraus, dass mein Gesprächspartner und der Kindergartenleiter Klassenkameraden waren. Ein japanisches Paar lauscht unser Konversation, wird neugierig und stellt fragen. Kurz bevor sie sich verabschieden überreichen sie mir eine Spende für den Kindergarten.

Aomori Prefektur Tourismusbüro une Aomori bay bridge

Aomori Prefektur Tourismusbüro une Aomori bay bridge

Poster auf der Fähre nach HokkaidoEs ist mein letzter Tag in Aomori und ab morgen geht es mit der Fähre weiter nach Hakodate, Hokkaidos südlichste Hafenstadt. Obwohl ich über 100 km auf See zurücklege könnte ich auch auch mit dem Zug fahren. Honshu und Hokkaido sind durch den Weltgrößten in Betrieb befindlichen Zugtunnel verbunden, dem 53 km langen Seikan Tunnel.

Allerdings wird dieser Tunnel spätestens 2017 seinen Status an den 57 km langen Gotthard Basistunnel in der Schweiz verloren haben.

Und wird auf Platz drei verwiesen werden, wenn der 55 km lange Brenner Basis Tunnel um 2025 fertig gestellt werden wird, der Österreich und Italien verbindet.

Eine Email von Tori erreicht mich, dass das Paket angekommen sei. Es sind noch vier Stunden bis zum Ablegen der Fähre. Ich könnte jetzt mit dem Zug ins 50 km entfernte Hirosaki zurückfahren. Ich erfahre aber, dass das Paket nicht mehr in Hirosaki ist. Da Toris Mann Kyle hier in Aomori unterrichtet hat er es mitgenommen und ich hole es an seiner Schule, unweit der Anlegestelle, ab. Absolut erschöpft, schon zitternd und mit letzter Kraft zerre ich Kyle das Paket aus den Händen, reiße es auf und führe ein Gummibärchen zu meinem Mund. Gerettet! Danke Mama, Du hast mir das Leben gerettet!

Besonderen Dank an: Bob Gettings (text revision), Tori & Kyle Sharpe, Ted Lackman, alle Japan; Hubertus Neidhart vom Deutschen Webspace Provider Network für den exzellenten Service; Lilith Pendzich;

Permanentlink zu diesem Beitrag: https://www.cyclonara.de/geht-ab-wie-die-post/

1 Kommentar

  1. Henrik

    Jaja das mit den Gummibärchen kenne ich nur zu gut. Ich hab mal welche in einem Importshop in der Nähe von Akihabara Eki gekauft. Da kosteten die Dinger allerdings 228 Yen (damals ~2€) für 100g (in Deutschland sind es meist ~90 Cent für 200 gramm oder so)…

    dennoch ab und zu musste man sich das mal gönnen!

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