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Aug 21 2011

die zwölfte Woche

Aufe, aufan Beag!

Fuji San

Fuji San

Es geht mal wieder raus aufs Land. Und dieses mal auf Japans höchsten Berg, Fuji San. Für diese Bergwanderung habe ich auch schon den richtigen Partner gefunden. Andreas, ein Schulfreund, den ich in der letzten Woche vorgestellt habe. Er ist bereits dreimal von ganz unten bis zum auf 3776 m gelegenem Gipfel gewandert. Das Gros der Bergwanderer beginnt die Besteigung von Station fünf auf 2300 m über dem Meer. Bis hier hin fahren Busse. Andreas und ich haben uns für die lange Route entschieden. Wir beginnen um 12:00 Uhr mittags, wollen den Gipfel gegen ein oder zwei Uhr morgens erreichen und den Sonnenaufgang vom Fuji betrachten. Das schöne an der Route ist, dass sie bis zur Station fünf fast ausschließlich im Wald verläuft und wir trotz brennender Sonne immer im Schatten wandern und keine Sonnencreme brauchen.

Je nach Jahreszeit variiert die Ausrüstung für die Besteigung des Fujis hier stark. Von den Wetterbedingungen her sind Juli und Juli am besten geeignet. Im Winter ist der Aufstieg nur sehr erfahrenen Bergsteigern mit der richtigen Winterausrüstung zu empfehlen. Zusätzlich sei erwähnt, dass die sogenannten Stationshäuser im Winter geschlossen sind und man und man dort folglich keine Verpflegung kaufen kann. Aber es ist schließlich Sommer. Und in der Zeit sollte folgende Ausrüstung reichen:

Taschenlampe (auch wenn man die Besteigung tagsüber plant. Man weiß nie, was auf einen zukommt und wie lange man wirklich bleibt)

Batterien

ein Schweißtuch

Getränke (mindestens vier Liter. Es hört sich nach viel an, wird aber nicht bis zum Gipfel reichen, wenn man vom Fuße des Fujis beginnt)

empfehlenswert aber nicht notwendig: Wanderstöcke

Ja nach Besteigungszeit: Sonnencreme und Sonnenbrille – auch an bewölkten Tagen.

Sinnvoll aber nicht notwendig: Funktionskleidung und Wanderschuhe.

Lebenswichtig: Regenschutz und gute, wetterfeste Kleidung!

Je nachdem, zu welcher Tageszeit man die Tour beginnt, ist eine gute Taschenlampe zu empfehlen. Die letzte Passage ist zwar steil, dennoch sind Nordic walking Stöcke die meiste Zeit sehr hilfreich. Ab Station sieben wird es sehr steil und es empfiehlt sich beide Hände frei zu haben oder von den Wanderstöcken guten Gebrauch zu machen. Insofern ist eine Stirnlampe sehr empfehlenswert.

Man braucht nicht unbedingt gute Bergschuhe. Viele besteigen den Fuji mit Turnschuhen und kommen lebend und ohne Blasen an den Füßen zurück. Ich habe mir zwar eine Funktionshose gekauft, aber Andreas hat sich für eine normale Jeans entschieden. Was allerdings niemals fehlen sollte, ist wetterfeste Kleidung. Auch wenn es für den Fuji San einen eigenen und recht zuverlässigen Wetterbericht gibt, sollte man immer auf Wetterumschläge vorbereitet sein. Also gilt es eine gute Regenjacke mitzunehmen. Und auch Handschuhe sind äußerst sinnvoll. In den Sommermonaten können nachts Temperaturen von bis zu – 5° C erreicht werden. Die Jacke sollte also ein gutes Futter haben. Da man bei der Besteigung leicht ins Schwitzen kommt, sind Fleecehemden Baumwollpullovern zu bevorzugen, da sich Baumwolle schnell mit Schweiß vollsaugt und man so, abhängig von Wind und Höhenmeter, schnell eine Unterkühlung riskiert. Wer den Fuji tagsüber besteigt und nicht den besten Melaninhaushalt hat sollte auf jeden Fall Sonnencreme mitnehmen. Wer aus der Besteigung ein Zweitageserlebnis macht, sollte auch an Toilettenpapier denken. Und natürlich viel zu trinken…

Bei unserer ersten Pause nach ungefähr einer Stunde begegnen wir einem japanischem Rentnerpaar, das uns selbst geerntete Pfirsiche anbietet. Es ist kaum zu fassen, aber ich habe von meinem vier Liter Getränkevorrat bereits zwei getrunken.

Weiter geht’s zur Station eins. Auf dem Weg dort hin keine einzige Menschenseele. Kurz vor der zweiten Station gibt es einen Parkplatz. Auf unserer Wanderroute der letzte Zugang für Autos bis zur Station fünf. Hier begegnen wir zwei Polen. Tja, selbst die deutschen Nachbarn wissen hohe Berge zu schätzen.

Es ist bereits 16:00 Uhr und wir sind gerade mal auf Station 3 auf 1700 Metern. Japan bemüht sich übrigens seit längerem darum, dass der Fuji San in die Liste des Weltkulturerbes der Unesco eingetragen wird. Bisher wurden die Anträge aufgrund des vielen Mülls auf und um den Fuße des Berges als auch mit der Begründung, dass der Berg zu wenig schützenswerte Pflanzenarten bietet, abgelehnt. Andreas und ich finden auf dem Weg verhältnismäßig wenig Flaschen oder Plastiktüten, da gibt es in Deutschland deutlich schlimmer verschmutzte Wanderrouten, aber die sogenannten Stationshäuser von Nummer eins bis zur Nummer fünf sind auch für mich alles andere als eine Augenweide. Es sind verrottende Hüttenruinen, eingestürzt, eingefallen und verlassen. Auch wenn ich kein Unescojuror bin, kann ich deren Ablehnungsgrund sehr gut nachvollziehen. Als eine Straße zu Station fünf gebaut wurde, verloren alle darunter gelegenen Stationshäuser stark an Bedeutung. Seit dem starten viele Wanderer ihre Route nicht mehr von ganz unten und so war es für die Wirte wenig lukrativ die Hütten aufrecht zu erhalten. Schließlich wurden die Lebensmittel zu den Hütten getragen. Was im Übrigen heute immer noch für alle Stationshäuser ab Nummer fünf gilt.

Wir haben Glück mit dem Wetter. Keine einzige Regenwolke. Allerdings bricht nun gegen 19:00 Uhr langsam die Dunkelheit ein und Andreas und ich kramen unsere Taschenlampen hervor. Zwar ist meine deutlich heller, jedoch trotz vier A Batterien nach weniger als einer Stunde leer. Der sternenklare Himmel und Mondschein hilft hier im Wald reichlich wenig. Beide hoffen wir, dass Andreas Batterien etwas länger halten. Wir machen mehrmals den Test aufs Exempel, wie es wäre, wenn uns die zweite Taschenlampe kaputt ginge. Selbst auf lichteren Ebenen im Mondschein stolpern wir sofort über den steinigen Boden. Von der möglichen Gefahr falsch abzubiegen mal ganz zu schweigen.

Müde, aber nicht völlig erschöpft erreichen wir gegen neun das Stationshaus Nummer fünf. Das erste, das keine zerfallene Ruine ist. Seit einiger Zeit habe ich Magenschmerzen. Meine Getränke haben bis hier hin tatsächlich gereicht. Dennoch wird der Vorrat langsam knapp. Ich kaufe mir eine zwei Literflasche für 1.000 Yen (9 €).

Um 9:30 ziehen wir weiter. Es wird steil. Sehr steil. Zum Wanderweg gesellen sich nun viele Touristen, die mit dem Bus zur Station fünf gefahren sind und ihre Bergtour von dort aus gestartet haben. Oft hört man Touristen mit amerikanischem Akzent, doch der Großteil ist japanisch. Denn schließlich ist gerade in Japan Ferienzeit. Das bedeutet auch, dass man während der Obonfeste die Bahnen und Busse zum Fuji San mindestens zwei Wochen im Voraus buchen sollte.

Gegen 10:00 Uhr erreichen wir Station 6. Die dünne Luft macht uns langsam zu schaffen. Meine Magenschmerzen werden stärker. Auch Andreas klagt über leichte Bauchschmerzen. Da er den Fuji bereits dreimal bestiegen hat ohne irgendwelche Magenprobleme gehabt zu haben, scheint es wohl weniger an der dünnen Luft zu liegen. Obwohl ich nur fünf Stunden geschlafen habe, schließe ich auch Erschöpfung als Ursache aus, he he. Also was ist es, das uns beiden zu schaffen macht? Da war doch dieses nette Paar mit den Pfirsichen… Aber die waren wirklich lecker. Sollten uns die wirklich den Magen verdorben haben? Jedenfalls ist es das einzige, was wir heute gemeinsam gegessen haben.

Um 11:00 Uhr erreichen wir Stationshaus 7 auf fast 3.000 m als meine Bauchschmerzen unerträglich werden. Es ist ein wolkenfreier Nachthimmel. Hier oben sieht man das, was mir seit meiner Ankunft in Japan verwehrt blieb: Ein wunderschönes Himmelszelt mit tausenden von Sternen und der Milchstraße! Wir sehen sogar drei Sternschnuppen! Doch leider habe ich nicht viel von der Idylle, da mir, zusätzlich zu meinen Magenschmerzen, die dünne Luft so zu schaffen macht, dass ich starke Kreislaufprobleme bekomme und kreidebleich werde. Auch eine einstündige Pause verbessert meinen Zustand nicht. Wir haben zwar Glück mit dem Wetter. Es herrscht nur ein leichter Wind. Doch trotz zwei Sweathirts samt Jacke beginnen wir beide zu frieren. Was will man erwarten, wenn man sich nicht mehr bewegt. Meine Magenbeschwerden werden noch schlimmer! Ich bin absolut entkräftet und sage Andreas: „Tut mir Leid, ich muss aufgeben!“

Ich bin über Andreas Reaktion überrascht. Er ist überhaupt nicht enttäuscht. Gut, er war ja bereits mehrmals auf dem Gipfel.

Wir machen uns also auf den Rückweg. Nach zwei Stunden erreichen wir Station 5. Allerdings ist es nicht mal drei Uhr. Die ersten Busse zurück nach Tokio gehen erst um 10:00 Uhr. Bis zum Morgengrauen harren wir auf zwei harten Holzbänken aus. Als Entschädigung werden wir mit einem wunderschönem Sonnenaufgang belohnt. Er ist fast komplett nebelfrei, was am Fuji San selten ist. Meist bildet sich in den Tälern starker Morgennebel, der sich insbesondere in den Niederungen noch lange hält.

Sonnenaufgang vom Fuji aus

Sonnenaufgang vom Fuji aus

Sonnenaufgang vom Fuji aus

Sonnenaufgang vom Fuji aus

Als die ersten Geschäfte gegen sechs Uhr die Türen öffnen (offiziell öffnen die meisten erst um acht oder sogar erst um zehn) gibt es nur noch eines was gegen die Magenschmerzen hilft: Whiskey. Und selbst den bekommt man hier. Also liebe Alkoholiker. Der Stoff wird Euch nicht mal auf 2300 m höhe auf dem Fuji San ausgehen. Beruhigend, oder?

Wetterbericht für den Fuji San: http://tenki.jp/mountain/point-30.html

Diverse Wanderrouten: http://www.city.fujiyoshida.yamanashi.jp/div/english/html/climb.html

Besonderen Dank an: Hubertus Neidhart vom Deutschen Webspace Provider Network für den exzellenten Service, Lilith Pendzich, Brandon Lamb, U.S.A.

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1 Kommentar

  1. Chris

    Sandra und ich sind damals auch vor dem Fuji gestanden und mussten uns schon unten bei Station eins geschlagen geben. Ein Taifun hatte Japan erreicht und es hat aus Eimern geregnet, da war an den Aufstieg nicht zu denken.
    Wir waren übrigens im September dort und da waren die Hütten ab der fünften Station bereits zu (2007).

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