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Jun 15 2012

Schlaue Sillas, stumpfer sex (Yeoncheong – Gyeongju – Ulsan)

historische Grabstätte

Historische Grabstätte

Anapji Teichgarten

Anapji Teichgarten

Als ich mich Gyeongju nähere, säumen hunderte kleiner bizarr anmutender runder Hügel die Landschaft. Selbst die Parks der Stadt sind davon übersät. Später werde ich herausfinden, dass es sich hierbei um historische Grabstätten handelt. Gyeongju – Hauptstadt des historischen Sillakönigreichs (57 v. Ch. – 935) – mit dem von ihr umgebenen UNESCO Weltkulturerbe Tempeln, Sehenswürdigkeiten und deutlich auffallenden Hügelgräbern zieht heute jährlich zwischen acht- bis neunmillionen Touristen an. Mein Gastgeber Craig aus Neuseeland lebte bis vor kurzem noch in Chungju, wo er selten Gastfreundschaftsanfragen bekam. Seitdem er umgezogen ist, bekommt er deutlich mehr Anfragen. Craig arbeitet an der Universität als Englischlehrer. Er führt einen weiteren Gast aus Dänemark und mich zum königlichen Anapji Teichgarten, welcher Teil des Sillapalastkomplexes war. Dort befinden sich Wiederaufbauten historischer Gebäude. In diesen Gebäuden findet man Modellnachbildungen der historischen königlichen Tempelanlagen.

Anapji Teichgarten und Tempel

Anapji Teichgarten und Tempel

Dharma Glocke im Nationalmuseum

Dharma Glocke im Nationalmuseum

Diejenigen, die sich für Koreas Geschichte interessieren – insbesondere die des Silla Königreichs – sollten auf jeden Fall das geschichtliche Staatsmuseum von Gyeongju besuchen. Der Eintritt ist frei. Dort werden größtenteils geschichtliche Vasen, historischer Schmuck oder Kronen früherer Könige ausgestellt. Die Audioführung ist empfehlenswert auch wenn der Text von einem Texterkennungsprogramm vorgelesen wird, was es zu einer sehr monotonen und manchmal sogar sehr ermüdenden Angelegenheit macht.

Neuentdeckte Sternbilder im Love Castle

Neuentdeckte Sternbilder im Love Castle

Gyeongju bietet unter anderem ein Museum über Sex. Das Sexmuseum Love Castle. Ich hatte hier so etwas überhaupt nicht erwartet. Also gebe ich dem Museum eine Chance und statte ihm einen Besuch ab. Selbst wenn ich einen Rabattgutschein für 1.000 Won von der Touristeninfo erhalten habe, ist der Preis mit 11.000 Won immer noch recht hoch. Also muss es gut sein, denke ich mir.

Das gehört zum guten Ton

Das gehört zum guten Ton

In der ersten Abteilung geht es um Geschichte. Historische Gemälde, die Geschlechtsakte zeigen, Sexspielzeug und Vasen oder kleine Tonfiguren zeigen Geschlechtsteile oder kopulierende Pärchen. Aber nur zwei Tafeln verraten etwas über die Malereien und Tonfiguren in Englisch. Nirgendwo finde ich eine Erklärung, ob es sich bei diesen Tongebilden um Originale handelt. Aber sie wirken auf mich wie Nachbildungen weshalb ich etwas enttäuscht bin. Da das Staatsmuseum schon kostenlos ist, aber dieses hier normalerweise 12.000 Won Eintritt für einen Erwachsenen verlangt sollten sie wenigstens ein historisches Artefakt haben. (Nun, vielleicht haben sie das ja aber ich kann es einfach nicht lesen) Die historischen Sexspielzeuge (sollten sie überhaupt historisch sein) haben auch keine englischen Erklärungen. Aber auch diese wirken wie billig reproduzierte Nachbildungen auf mich. Ich hatte gehofft, über diese Gegenstände mehr Fakten finden zu können. Aus welcher Zeit stammen sie? Hatten nur Könige und Königinnen das Privileg sich solche Gegenstände leisten zu können oder auch gewöhnliche Leute? Waren diese Spielzeuge in der Bevölkerung akzeptiert? Konnte ein Schnitzer solche Waren öffentlich anbieten?

Zwei Eicheln aus Eiche

Zwei Eicheln aus Eiche

Die stehenden Gärten von Gyeongju

Die stehenden Gärten von Gyeongju

tasty Lolipop, horny cow, Schmetterlinge in der Hose

tasty Lolipop, horny cow, Schmetterlinge in der Hose

Ich verlasse das erste Gebäude und werde in einen schön angelegten Garten geleitet. Mir wird schnell klar, wohin der Großteil des Eintrittsgeldes fließt. Ich sehe einen wunderschön gestalteten Innenhof. Ein stilvoll angelegter Brunnen fließt durch den Hof, der Gehweg setzt sich aus geschmackvoll angeordneten Natursteinplatten und Fliesen zusammen und es finden sich überall Blumen. Man wird mit großen Plastiken konfrontiert. Wie beispielsweise überdimensionierte und bemalte Penise, kopulierende Paare doppelt so groß wie gewöhnliche Menschen oder eine hölzerne Schildkröte mit einem Penis als Kopf. Einige dieser Gebilde bringen mich zum Schmunzeln, aber das ist es dann auch schon. Auch wenn dieser Teil des Museums eher der modernen Sexkunst gewidmet zu sein scheint, fehlen mir ein paar Informationen. Entweder über die/den Urheber/in der Gebilde – Wurden sie alle von der/dem selben Künstler/in gestaltet Ist sie oder er berühmt oder waren die Werke nur ein Standardauftrag des Museums? Ist die/der Künstler koreanisch? – oder es fehlen mehr Infos über die Sexposition – was ist das Besondere der hier gezeigten Positionen? Was ist der Vorteil für Sie und Ihn?… Wie nennt man die Position? Ein Vergleich zwischen der englischen und koreanischen Positionssamensgebung wäre interessant gewesen. Nicht einmal eine Tafel mit Sextipps oder Ratschlägen für besonders erregenden Sex.

Nahe der Hündchenstellung

Nahe der Hündchenstellung

Vom Museum absolut ignoriert: Die asiatische Porno-, Comicporno und Animationsfilmpornoindustrie, deren Produkte sich hier großer Beliebtheit erfreuen und schließlich auch aus Japan und von hier stammen. Zumindest fällt mir kein amerikanischer hardcore Animationsfilmporno ein. Wer sind die größten Künstler und welche sind die größten Produktionsfirmen hier? Auch kann ich nichts über Geishas finden. Die schließlich auch eine Besonderheit Asiens sind (und keine Prostituierten waren!)

Ich liebe farbige Menschen!

Ich liebe farbige Menschen!

Immerhin ist eine Abteilung dem Tiersex gewidmet, was dem Museum etwas Abwechslung verleiht.

Was 20th Century Fox nicht alles lizenziert ;)

Was 20th Century Fox nicht alles lizenziert ;)

Ein weiteres Thema, von dem ich gehofft hatte, es hier zu finden, ist Homosexualität in Asien. Homosexuelle werden hier immer noch stark diskriminiert. Später auf meiner Radreise wird mir ein schwuler Gastgeber erzählen, dass er wahrscheinlich augenblicklich entlassen würde, würde er seinem Direktor von seiner Homosexualität erzählen. Außerdem erfahre ich von einem Südkoreanischen Schauspieler, der bis zu seinem Coming out äußerst erfolgreich und berühmt war. Danach stellte ihn keine Produktionsfirma mehr ein. Heute besitzt er einige Restaurants in Itaewon (Seouls Luxusviertel) und die Leute kommen immerhin zu seinem Restaurant.

Geht es nicht um Aufklärung, ist solch ein Museum natürlich nichts für Kinder. Da dieses Museum nur einige wenige Penetrationen zeigt, würde ich sagen, dass es in Ordnung wäre, seine Kinder mitzunehmen. Und das ist der Knackpunkt. Ich sehe eine Familie die ihren kleinen Sprössling – vielleicht gerade mal sechs Jahre jung – mitgenommen hat. Doch auch für diese Besucher oder für Eltern, die sich mit der Aufklärung ihrer Kinder schwer tun, ist das Museum keine große Hilfe.

Und Disney erst!

Und Disney erst!

Sicher, bei Sex geht es größtenteils um Spaß. Aber er hat auch seine dunklen Kapitel. Prostitution oder AIDS wären zwei. Auch diese Themengebiete sind hier ausgeblendet. Gibt es irgendwelche historischen Überlieferungen über Prostitution? Etwas über die ersten AIDS-Fälle in Asien? Was mich gleich zum nächsten Thema bringt: Verhütung. Auch hierüber ist nichts zu finden.

Lippenstift

Lippenstift

Ich werde zu einem Sexshop geführt. Da ich aus dem Land komme, das den ersten Sexshop der Welt eröffnet hat, erwarte ich natürlich nicht all zu viel, aber würde sagen, dass es auch verkraftbar wäre, wenn ich hier für meine nächste Gastgeberin nicht den Hypergeschwindigkeitsdildo mit Vibrationen nahe der Lichtgeschwindigkeit finden würde, der den besten Orgasmus des Universums verspricht. (Mann will ja nicht ohne passendes Gastgeschenk, das einen guten Eindruck hinterlässt, zu weiblichen Gastgebern stürmen). Erwartungsgemäß wird das Verkaufsangebot von jedem Beathe-Use-Laden übertroffen, dennoch ist es wenigstens ein Ort, an dem sich Paare eher inspirieren können. Trotzdem, auch hier wären Infos über die Akzeptanz von Sexspielzeug in Asien interessant gewesen. Wann wurden die ersten Sexspielzeuge importiert/produziert? Waren sie gleich von Beginn an anerkannt?…

Auto Sex

Auto Sex

Das letzte Abteil handelt von Autosex, besteht aber lediglich aus einem Wagen – in den man nicht einsteigen kann :) und einer Tafel, die verschiedene Positionen zeigt (wieder nur mit koreanischen Erklärungen). Wieder keine Infos darüber, wie Autosex das Sexualleben ab den 1920 verändert hat. Manche behaupten sogar, dass unter anderem Autosex zur Namensgebung des Begriffs „the wild 20′s“ beigetragen hat. Es wäre spaßig gewesen, wenn sie verschiedene Autositze ausgestellt hätten, auf denen Paare (natürlich bekleidet) in Position hätten gehen können – einfach so zum Spaß oder vielleicht für unvergessliche Erinnerungsfotos.

Parkpositionen

Parkpositionen

Meiner Meinung nach hätte man auch mindestens eine Abteilung Sigmund Freud und seinen Thesen widmen können.

Sex im Grünen

Sex im Grünen

Und wie steht es mit dem südkoreanischen oder asiatischen Sex heute? Wie oft haben die Asiaten Verkehr? Wie befriedigend ist er für Sie oder Ihn…? Wie lange dauert ein durchschnittlicher asiatischer Geschlechtsakt? Warum ist die Intimrasur hier nicht üblich? Warum begegnen die meisten Japanerinnen der Pille mit wenig Akzeptanz?

So verlasse ich das Museum mit mehr Fragen als ich es betrat. Das Sexmuseum mag innovativ sein, für Südkoreanische Verhältnisse vielleicht sogar revolutionär. Westliche Touristen bleiben ihm lieber fern. Lange Rede kurzer Sinn: Weder Sexkünstler, Leute, die in Sexualgeschichte interessiert sind, noch Paare, die nach Inspirationen suchen, kommen hier auf ihre Kosten. Ich empfehle eher einen Besuch im nahegelegenen Gyeongju World Amusement Park. Leute, die nach Aufregung suchen, werden diesen Freizeitpark mit deutlich mehr Befriedigung verlassen.

Besonderen Dank an: Craig Cocking (Neuseeland), Mark Reynolds (UK), Hubertus Neidhart vom Deutschen Webspace Provider Network für den exzellenten Service; Christoph Flossmann, Lilith Pendzich;

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2 Kommentare

  1. radnomadensarah

    hm, finde ich ziemlich sexistisch, was die bilder anbelangt. alles eher aus männerperspektive. und hat deine website soviel phallussymbole innerhalb oder außerhalb von frauenkörpern notwendig?
    das foto im fluss fand ich toll, dazu hätte ich gerne mehr gewusst!
    und: ich kann dich gerne aufklären, wenn es die mama noch nicht gemacht hat, kleiner bruder

    viel spaß weiterhin auf der spannenden reise – ich hoste gerade recht viel, macht auch freude!

  2. Marie

    Das ist der Wahnsinn! Das Museum plane ich für meine nächste Asientour ein!
    Vielen Dank, Simon!
    Und was die vielen Phalli angeht, Frau sollte doch froh sein. Wie oft im Leben bekommt man schon solche Prachtexemplare zu sehen? Frau musste schon lange genug als Schönheitsymbol und Werbeträger herhalten. Wir wollen mehr Schwxxxx auf den Plakaten sehen!

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